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Den Samstag vor dem NFL-Spiel in Berlin
nutzten wir für einen Besuch meiner Tante und meines Onkels in
Kleinmachnow. Obwohl auch im Berliner Umland gelegen, bedeutete
dieses Ziel eine gut einstündige Fahrt ab Bernau rund um die
Hauptstadt herum. Ich wählte das Treffen nicht ganz
uneigennützig. Vor Kaffee und Kuchen standen für mich Bratwurst
und Bier an. Kleinmachnow ist eine von drei Gemeinden im
Landkreis Potsdam-Mittelmark, die den Regionalen SV Eintracht
1949 bilden. Der RSV kickt in der Südoststaffel der
nordostdeutschen Oberliga und das gar nicht unerfolgreich. Im
vergangenen Sommer gewann man den brandenburgischen Pokal und
durfte in der ersten Runde des DFB-Pokals den 1. FC
Kaiserslautern im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion empfangen
(0:7). In der Liga, die hauptsächlich Teams aus Sachsen und
Thüringen umfasst, belegt man hinter dem Spitzenreiter aus
Freital den zweiten Platz.
Am heutigen 12. Spieltag empfing der RSV
den einzigen anderen brandenburgischen Ligakonkurrenten, den VfB
1921Krieschow, zum Stelldichein. Die Truppe aus der
Niederlausitz war im Finale die letzte Hürde des RSV vor dem
Pokaltriumph. Dementsprechend wurde die Partie auch als
Neuauflage des Endspiels beworben. Wirklich viel
Zuschauerzuspruch gab es jedoch nicht. Vielleicht lag das am
ungemütlich kalten Wetter oder am Ausweichspielort in
Kleinmachnow. Die ursprüngliche Heimat des Klubs befindet sich
nämlich an der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Straße. Für
Stadionliebhaber hatte der heute bespielte Kunstrasenplatz
denkbar wenig zu bieten. Selbst für ein Kassenhäuschen hat es
nicht gereicht. Nach der Ankunft am Platz begrüßten einen
stattdessen zwei Rentner an einem Campingtisch, die denkbar
umständlich die bereitliegenden Ausdrucke einscannten, aus dem
System ausbuchten und gegen Barzahlung als Eintrittskarte
aushändigten. Auch an einem festen Verpflegungsstand hatte man
beim 2020 fertiggestellten Bau gespart, sodass man die regional
beliebten geschmacksneutralen Bratwürste an einem provisorischen
Stand serviert bekam.
Immerhin auf dem „Rasen“ wehte ein etwas
professionellerer Wind. So liefen die Gäste unter anderem mit
Alexander Bittroff auf. Der in Lauchhammer geborene
Defensivspezialist spielte viele Jahre für den FC Energie und
stand in der letzten Saison noch im Dienste des
Zweitliga-Absteigers Jahn Regensburg. Nun lässt der 37-jährige
Ex-Profi seine Karriere einige Ligen tiefer in der alten Heimat
ausklingen. Mit dem bulligen Mittelstürmer, mehrfachen
Torschützenkönig und Kapitän Andy Hebler (36) gab es einen
zweiten Schlüsselspieler bei den Gästen, der bereits Altherren
spielen könnte. Die erste Halbzeit gehörte jedoch den
„Jungspunden“ aus dem Potsdamer Umland. Bereits nach drei
Minuten klingelte es nach einer scharfen Hereingabe von rechts
im Kasten des VfB. Das 2:0 besorgte ein Alt-Star im Trikot des
RSV. Die ebenfalls 36-jährige Regionalliga-Nordost-Legende
Matthias Steinborn drosch einen Freistoß kompromisslos in die
Maschen. Im zweiten Durchgang bot sich ein anderes Bild.
Krieschow drückte nun und setzte den Tabellenzweiten gehörig
unter Druck. Eine Viertelstunde vor Schluss wurde Hebler im
Strafraum gefoult, trat selbst zum Elfmeter an und traf
souverän. Ein echter Torjäger eben. Trotz der obligatorischen
Schlussoffensive bei diesem Spielstand, retteten die Hausherren
das 2:1 vergleichsweise sicher über die Zeit, bleiben
ungeschlagen und dem SC Freital im Nacken. Auf mich warteten
einige hundert Meter entfernt meine Familie, Tee und Kuchen.
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